Gold-Zertifikate

Zertifikate gelten als Inbegriff der Börse als Casino, in vielen Fällen völlig zu Recht. Von einigen Ausnahmen abgesehen ist der Markt überfüllt mit extrem risikoreichen Papieren verschiedenen Zuschnitts wie Knock Out-Zertifikaten und anderen Hebelzertifikaten. Gold-Zertifikate machen hier keine Ausnahme. Wer diese Papiere handeln möchte, sollte das eingesetzte Kapital strikt begrenzen, um empfindliche Verluste in absoluten Geldbeträgen klein zu halten.

Was sind Gold-Zertifikate?

Gold-Zertifikate sind Handelsinstrumente mit überwiegend spekulativem Charakter. Sie gehören zu den Derivaten. Das bedeutet: Der Gewinn oder Verlust hängt von der Entwicklung des zugrunde liegenden Basiswerts ab, in diesem Fall also von Gold. Die Zertifikate werden von Banken emittiert und sind rechtlich gesehen Inhaberschuldverschreibungen, die sowohl befristet als auch unbefristet sein können. Mit dem Kauf eines Zertifikats erwirbt der Käufer kein Gold.

Einfache Partizipationszertifikate

In ihrer einfachsten Ausführung folgen die Zertifikate einfach ohne Laufzeitbegrenzung der Goldpreisentwicklung in einem Verhältnis 1:1. Der Besitzer kann auf steigende Kurse (Long-Zertifikat) oder auf fallende Kurse (Short-Zertifikat) setzen. Diese Zertifikate ähneln den Gold ETCs, also Exchange Traded Commodities wie Xetra-Gold oder Euwax-Gold.

Letztere sind jedoch mit physischem Gold hinterlegt, was bei den Zertifikaten nicht der Fall ist. Ein weiterer Unterschied: Auch Zertifikate ohne Laufzeitbegrenzung können vom Emittenten gekündigt werden. Innerhalb welcher Fristen dies möglich ist, hängt vom einzelnen Zertifikat ab.

Hebelzertifikate

Beim Großteil der Gold-Zertifikate handelt es sich um Hebelprodukte. Das bedeutet: Die Zertifikate folgen der Goldpreisentwicklung nicht 1:1 sondern der Besitzer nimmt vervielfacht an der Kursbewegung teil, zum Beispiel im Verhältnis 1:2, 1:5 oder 1:10. Durch diese Vervielfachung (den Hebel) sind deutlich größere Gewinne, aber auch deutlich größere Verluste bis hin zum Totalverlust möglich.

Je größer der Hebel ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein gegen die Investition (long oder short) gerichteter Kursverlauf das gesamte Kapital verbraucht. Die Hebelzertifikate können auf ganz verschiedene Weise ausgestaltet sein. Der Begriff besagt lediglich, dass ein Hebel zur Anwendung kommt.

Knock Out-Zertifikate

Knock Out-Zertifikate gehören zu den beliebtesten, aber auch zu den riskantesten Hebelzertifikaten. Sie wurden im Jahr 2001 eingeführt. Ihren Namen verdanken sie der Knock Out-Schwelle. Sie liegt bei Long-Zertifikaten mehr oder weniger knapp unter und bei Short-Zertifikaten mehr oder weniger knapp über dem Goldkurs. Erreicht der Kurs die Knock Out-Schwelle, wird das Zertifikat wertlos. Läuft der Kurs in die gewünschte Richtung, sind Gewinne entsprechend des Hebels möglich.

Faktorzertifikate

Faktorzertifikate sind ebenfalls eine gängige Variante der Hebelzertifikate. Die Hebelwirkung wird hier als ein konstanter Faktor vorgegeben, zum Beispiel 2, 5 oder 10 etc. Der prozentuale Gewinn oder Verlust des Basiswerts Gold wird hier also verdoppelt, verfünffacht, verzehnfacht etc. Im Gegensatz zu Knock Out-Zertifikaten und anderen Hebelzertifikaten wird jeweils der Tagesschlusskurs als Basis für die Berechnung des nächsten Tages genutzt.

Dadurch kann es in klaren Aufwärtsmärkten zu deutlichen kumulativen Effekten kommen, weil sich der Faktor als Multiplikator auf eine immer höhere Ausgangsbasis bezieht. Bereits in Seitwärtsmärkten wirkt dieser Effekt aber negativ, wie das folgende Beispiel verdeutlicht:

Ein Kursrückgang beim Goldpreis um 3 Prozent an einem Tag wird bei einem Faktor 5 zu einem Wertverlust des Zertifikats von 15 Prozent. Angenommen das Zertifikat hat bei Ausgabe einen Basiswert von 10 Euro. Dann sinkt der Wert auf 8,50 Euro. Um nun wieder einen Wert von 10 Euro zu erreichen, ist eine Steigerung von 17,65 Prozent nötig. Der Goldpreis müsste also um 17,65 / 5 = 3,53 Prozent steigen um den Ausgangswert wiederherzustellen.

Der Goldpreis selbst benötigt nach einem Rückgang um 3 Prozent lediglich einen Anstieg von 3,09 Prozent, um seinen Wert vom ersten Tag wieder zu erreichen. Das heißt allgemein: Auch wenn der Goldpreis nach einem Verlusttag das Minus vollständig wettgemacht hat, befindet sich der Inhaber des Faktorzertifikats immer noch im Minus. Die Handelskosten bleiben hier der Vereinfachung halber unberücksichtigt.

Bonuszertifikate

Bonuszertifikate sind durch zwei Ausstattungsmerkmale definiert: eine Barriere unterhalb und einen Bonuslevel oberhalb des aktuellen Goldkurses. Sie werden mit einer festen Laufzeit ausgegeben. Berührt der Kurs während der Laufzeit den Bonuslevel nicht, wird der Bonus ausgezahlt. Liegt der Goldkurs zum Beispiel bei 1.500 Euro, könnte ein Bonuslevel bei 1.700 Euro und eine Barriere bei 1.300 Euro gesetzt sein.

Bleibt der Kurs während der Laufzeit innerhalb dieser Spanne, entspricht die Differenz zum Bonuslevel dem Bonus. Das gilt aber nur, wenn der Kurs ebenfalls während der gesamten Laufzeit nicht die Barriere unterhalb des Kurses berührt. Tritt dieses Szenario ein, nimmt der Besitzer des Zertifikats 1:1 an der Kursentwicklung des Basiswerts Gold teil. Die Teilnahme am Kursgewinn oberhalb des Bonuslevels hängt von der Ausgestaltung des Zertifikats ab.

Ist eine solche Kurspartizipation möglich, handelt es sich um ein Zertifikat ohne Cap (Deckel). Sind oberhalb des Bonuslevels keine zusätzlichen Gewinne möglich, handelt es sich um ein Zertifikat mit Cap. Bonuszertifikate mit der Barriere oberhalb und dem Bonuslevel unterhalb des Kurses werden auch als Reverse Bonuszertifikate bezeichnet.

Gold-Zertifikate und physisches Gold im Vergleich

Gold und Gold-Zertifikate befinden sich hinsichtlich des Risikos an den beiden extremen Enden eines Spektrums. Wer physisches Gold in Form von Barren oder Münzen kauft, hat die Garantie, dass sein Investment niemals wertlos werden kann, weil es kein Emittentenrisiko gibt. Bei Gold Zertifikaten ist dieses Emittentenrisiko immer gegeben, egal, wie die Zertifikate genau ausgestaltet sind.

Das wohl berühmteste Beispiel für die Gefahr des Emittentenrisikos ist Lehman Brothers: Die für ihren Derivatehandel berüchtigte Bank war 2008 in Insolvenz gegangen und gilt bis heute als Inbegriff der Finanzkrise 2007/2008.

Neben dem Emittentenrisiko, das im Prinzip allen Wertpapieren eigen ist, sind die meisten Zertifikate größtenteils sehr risikoreich strukturiert. Ein vollständiger oder weitgehender Verlust des eingesetzten Kapitals im Laufe der Zeit kann als wahrscheinlich gelten. Wer kein physisches Gold kaufen, aber sich auch nicht dem hohen Risiko der Zertifikate aussetzen will, findet mit Gold-ETCs einen guten Mittelweg. Die größte Sicherheit bietet aber immer der eigene Goldbesitz