Goldfixing

Das Goldfixing war von 1919 bis 2015 der Preisfindungsmechanismus für den Londoner Goldpreis. Er wurde zunächst einmal, später zweimal am Tag veröffentlicht und hatte die Funktion eines global beachteten Referenzpreises für Gold. Das Goldfixing wurde 2015 durch den LBMA Gold Preis ersetzt, der seitdem dieselbe Aufgabe übernimmt.

Gold-Fixing 1919 bis 2015

Hintergrund: der London Bullion Market

Als das Goldfixing im Jahr 1919 eingeführt wurde, galt die City of London bereits seit Jahrhunderten als der global führende Handelsplatz für Edelmetalle. Anders als im Fall der London Stock Exchange war und ist der London Bullion Market für Gold und Silber allerdings keine Börse.

Der Handel findet hier otc (over the counter), also außerbörslich und direkt zwischen Marktteilnehmern statt. Das Fixing wurde etabliert, um Referenzpreise für den Handel zu schaffen. Dies geschah im Jahr 1897 zunächst für Silber (Silberfixing). 1919 folgte dann das Goldfixing.

Das erste Fixing

Das erste Goldfixing datiert vom 12. September 1919. Der erste fixierte Preis betrug 4 Pfund 18 Schilling und 9 Pennies. An der Preisfindung waren die fünf Gründungsmitglieder des Goldfixings beteiligt. Sie gehörten alle zu den im Londoner Goldhandel führenden Banken:

  • N M Rothschild & Sons
  • Mocatta & Goldsmid
  • Samuel Montagu & Co
  • Pixley & Abell
  • Sharps & Wilkins

Von diesen fünf Banken stellte N M Rothschild & Sons bis zum Ausscheiden aus dem Fixing im Jahr 2004 durchgehend den Vorsitzenden. Die anderen beteiligten Banken wechselten im Lauf der Jahrzehnte infolge von Übernahmen. Unmittelbar bevor aus dem Goldfixing 2015 der LBMA Goldpreis wurde, waren die beteiligten Banken ScotiaMocatta, Barclays, HSBC, Société Générale, Goldman Sachs und UBS.

Entwicklung und Ablauf des Goldfixings

Das Goldfixing fand von 1919 bis 2004 bei persönlichen Treffen in den Räumlichkeiten von N M Rothschild & Sons in der St Swithin's Lane statt. Im Jahr 1939 kam es infolge des 2. Weltkriegs zu einer Unterbrechung, die bis 1954 andauerte. Von 2004 bis zum Ende des Goldfixings wurden die Treffen durch Telefonate ersetzt, wobei der Vorsitz rotierte.

Zunächst gab es ein tägliches Goldfixing um 10:30 Ortszeit (11:30 MEZ). Im Jahr 1968 wurde ein zweites Fixing um 15:00 Uhr Ortszeit (16:00 Uhr MEZ) eingeführt. Zugleich fand eine Währungsumstellung bei der Preisermittlung von Britischem Pfund auf US-Dollar statt. Bei den Kursen in Pfund und später auch in Euro handelte es sich danach also um umgerechnete Goldpreise auf Basis der Preise in Dollar.

Das Fixing wurde mit einem Preisvorschlag des Vorsitzenden eröffnet, der sich am gerade aktuellen Spot-Preis für Gold orientierte. Dieser Spot-Preis ist ein Mischpreis aus dem außerbörslichen Goldhandel in London und weltweit. Die Vertreter der beteiligten Banken stellten dann fest, bei welchem Preis in der Nähe des Preisvorschlags das größte Handelsvolumen möglich war.

Angebot und Nachfrage sollten sich also möglichst gleichmäßig gegenüberstehen. Bestand ein Nachfrageüberhang wurde der Preisvorschlag also erhöht und bei einem Überhang des Angebots entsprechend gesenkt. War ein Gleichgewicht gefunden, wurde dieser Preis fixiert. Daher der Name "Goldfixing".

Die Bedeutung des Goldfixings

Die beteiligten Banken handelten beim Goldfixing nicht nur auf eigene Rechnung, sondern führten auch Kauf- und Verkaufsaufträge von Kunden und deren Kunden durch. Zugleich waren sie die von der LBMA zugelassenen Market Maker, die während des gesamten Handelstages Kurse stellen mussten, um einen kontinuierlichen Handel zu ermöglichen.

Durch die zentrale Rolle der fünf Bullionbanken bildete das Goldfixing also zweimal täglich repräsentativ den aktuellen Stand des Goldmarktes in London ab Der dann bekanntgegebene Preis galt als die wichtigste Referenz für den Goldhandel bis zum nächsten Fixing.

Diese Funktion eines Richtwerts erfüllte das Goldfixing nicht nur für London, sondern wegen der globalen Bedeutung des Handelsplatzes weltweit. Er war auch eine wichtige Größe bei der Wertfeststellung von Goldvermögen. Die Deutsche Bundesbank zum Beispiel berechnete den Wert der deutschen Goldreserven auf Basis eines Goldfixings am Nachmittag.

Was genau wurde zum Fixing gehandelt?

Beim Goldfixing wurde wie auch beim OTC-Handel in London insgesamt Feingold mit einer Feinheit von mindestens 995 Promille gehandelt. Dieses Gold ist am London Bullion Market nur in Form sogenannter Good Delivery Goldbarren zugelassen. Dabei handelt es sich um Großhandelsbarren mit Gewichten zwischen 350 und 430 Feinunzen. Das entspricht Barrengewichten von 10,886 kg bis 13,375 kg.

Dem Handel können konkrete Goldbarren zugrunde liegen, die auch physisch den Besitzer wechseln. Das ist offenkundig notwendig, wenn das Gold real benötigt wird, etwa um Goldschmuck oder Golddrähte für die Industrie daraus herzustellen. Goldkonten mit realen Barren werden als "allocated accounts" bezeichnet, was sich etwa mit "zugewiesenen Konten" übersetzen lässt.

Der größere Teil des Handels am London Bullion Market entfällt jedoch auf "unallocated accounts", also "nicht zugewiesene Konten". Hier wechseln strenggenommen keine Goldbarren, sondern allgemeine Lieferansprüche auf Gold den Besitzer, die sich nicht auf konkrete Barren beziehen.

2015: Das Goldfixing wird zum LBMA Goldpreis

Im Jahr 2015 erfolgte die Umstellung vom klassischen Goldfixing zu einem vollelektronischen Auktionsformat. Zugleich fand eine Namensänderung statt. Aus dem Goldfixing wurde der LBMA Goldpreis. Die Handelsplattform für diesen LBMA Goldpreis wird von der ICE Benchmark Administration zur Verfügung gestellt. Die Preisfeststellung erfolgt wie schon zuvor zweimal am Tag zu denselben Uhrzeiten.

Der Grund für die Umstellung war die Forderung nach größerer Transparenz bei der Feststellung des Goldpreises. 2012 war es zum LIBOR-Skandal gekommen, bei dem Manipulationen des Referenzzinssatzes LIBOR (London Interbank Offered Rate) nachgewiesen wurden. Konkrete Verdachtsmomente gegen das Goldfixing hatte es allerdings nicht gegeben. Die Umstellung sollte aber das Vertrauen der Märkte stärken.

Eine solche Maßnahme war vor allem deshalb nötig, weil es Überschneidungen zwischen den Banken des LIBOR-Skandals und den für das Goldfixing verantwortlichen Bullionbanken gab. Aus Gründen der Transparenz werden die elektronischen Auktionen beim LBMA Goldpreis entsprechend mit den zugrundeliegenden Kauf- und Verkaufsorders in anonymisierter Form live veröffentlicht. Dieses Vorgehen entspricht in etwa der Einsicht in das Orderbuch beim börslichen Aktienhandel.

Eine weitere wichtige Veränderung stellt die größere Anzahl der Teilnehmer beim LBMA Goldpreis dar. Sie erhöhte sich auf 15. Im Zuge der Erweiterung wurden erstmals auch chinesische Geldinstitute in den Kreis der Beteiligten aufgenommen. Beim Goldfixing waren ausschließlich westliche Banken involviert. Hier die vollständige Liste der Teilnehmer beim LBMA Goldpreis:

  • Bank of China
  • Bank of Communications
  • Citibank, Coins 'N'Things
  • Goldman Sachs
  • HSBC Bank
  • Industrial and Commercial Bank of China
  • StoneX Financial Ltd
  • Jane Street Global Trading
  • JP Morgan Chase
  • Koch Supply Trading
  • Marex Financial Limited
  • Morgan Stanley
  • Standard Chartered Bank
  • Toronto Dominion Bank

Am grundsätzlichen Prinzip des Goldfixings hat sich durch die Umstellung nichts Wesentliches geändert. Auch die Bedeutung des LBMA Goldpreises als weltweiter Referenzpreis ist nach wie vor gegeben.

Fixing auf Goldfixing.de

Hier auf Goldfixing.de sind neben den fortlaufend veränderlichen aktuellen Goldpreisen auch zweimal am Tag fixierte Kurse einsehbar. Eine Fixierung erfolgt vormittags um 10.30 Uhr, die andere nachmittags um 15:30 Uhr. Sie werden in Anlehnung an den historischen Begriff als Goldfixing bezeichnet. Diese Preise sind nicht mit den LBMA Goldpreisen identisch, erfüllen aber dieselbe Funktion.

Sie dienen als Orientierung bei der längerfristigen Goldpreisentwicklung. Die fortlaufend veränderlichen Goldpreise sind eher für Anleger interessant, die auch Kursschwankungen innerhalb eines einzelnen Handelstages verfolgen möchten.