Viele Menschen besitzen Altgold in Form von Schmuck oder Bruchgold. In Zeiten hoher Goldpreise kann der Verkauf eine finanziell lohnende Entscheidung sein. Auch die in Altgold enthaltenen Legierungsmetalle stellen in einigen Fällen einen beträchtlichen Wert dar. Es ist wichtig, den gesamten Wert des eigenen Altgolds richtig einschätzen zu können, um seriöse und unseriöse Ankaufangebote zu unterscheiden.
Als Altgold bezeichnet man Produkte mit einem mehr oder weniger hohen Goldanteil, die dem Recycling zugeführt werden. Ein Teil davon stammt aus der Industrie, bei einem weiteren Teil handelt es sich um Zahngold.
Der größte Anteil entfällt aber auf Goldschmuck. Auch Goldbarren und Goldmünzen können zu Altgold werden, was allerdings seltener vorkommt. Als Anlageprodukte unterliegen Barren und Münzen kaum der Abnutzung. Sie bleiben deshalb sehr lange selbst handelsfähig.
Für den Ankaufpreis von Goldschmuck und anderem Altgold wird das reine Goldgewicht zugrunde gelegt, auch als Feingewicht bezeichnet. Das Feingewicht ist in der Regel deutlich niedriger als das Gesamtgewicht oder Raugewicht der Produkte. Mit Ausnahme von Feingoldbarren und Feingoldmünzen handelt es sich bei Altgold zumindest in Europa überwiegend um Goldlegierungen.
Der Goldanteil ist auf Goldschmuck und Golduhren in Promille angegeben. Bei alten Schmuckstücken geben die Punzen (Stempel) den Goldgehalt auch in Karat an. 1 Karat entspricht einem 24-stel Anteil Gold. 24 Karat entsprechen also (theoretisch) reinem Gold. Da es kein ganz reines Gold gibt, wird ein Goldgehalt ab 999 Promille mit 24 Karat gleichgesetzt.
Bei der Feinheit - also dem Goldanteil – lässt sich ein Ost-West-Gefälle feststellen. In China werden beim Goldschmuck sehr hohe Feinheiten erreicht. In Indien und dem arabischen Raum ist der durchschnittliche Goldanteil fast genauso hoch, während in Europa mittlere bis niedrige Feinheiten vorherrschen.
Deutschland ist besonders großzügig, wenn es um die Bezeichnungen im Handel geht. Hierzulande darf Schmuck aus Goldlegierungen bereits ab einem Goldanteil von nur einem Drittel als Gold verkauft werden. Niedrige Feinheiten haben aber auch Vorteile: Ein hoher Goldgehalt macht Schmuck und Uhren anfälliger für Kratzspuren.
Feinheit (Promille) | Karat | Beispiele und Anmerkungen |
---|---|---|
999 oder 999,9 | 24 | Feingoldmünzen, Feingoldbarren, Goldschmuck aus China |
916,67 | 22 | Krügerrand Goldmünzen, Goldschmuck aus Indien |
900 | nicht üblich | historische Goldmünzen aus Deutschland |
875 | 21 | Goldschmuck aus dem arabischen Raum |
750 | 18 | höchste weit verbreitete Goldschmucklegierung in Europa |
585 | 14 | bereits sehr kratzfest, beliebt für Golduhren |
375 | 9 | Mindestgehalt für Goldschmuck in UK |
333 | 8 | Mindestgehalt für Goldschmuck in Deutschland |
Um den Goldwert von Schmuck zu berechnen, müssen drei Größen bekannt sein:
Die drei Werte lassen sich dann einfach in folgende Formel einsetzen:
Gesamtgewicht x (Feinheit/1000) x Goldpreis in Euro pro Gramm.
Beispiel: Ein Goldring wiegt 6 g und weist eine Feinheit von 750 auf. Der aktuelle Goldpreis pro Gramm liegt bei 50 Euro. Daraus ergibt sich folgende Rechnung:
6 x (750/1000) x 50 = 225 Euro
Wichtig ist bei dieser Rechnung, den jeweils aktuellen Goldpreis zugrunde zu legen, wie es auch Goldrechner auf seriösen Seiten im Internet tun. Anhand des selbst errechneten oder über einen Goldrechner ermittelten Preises lässt sich nun die Attraktivität verschiedener Ankaufpreise für Altgold miteinander vergleichen.
Die oben beschriebene Wertermittlung setzt voraus, dass es sich bei den Legierungsmetallen in Goldschmuck um günstige Metalle wie Kupfer, Cadmium oder Nickel handelt. Diese werden bei den Ankaufpreisen für Altgold grundsätzlich nicht berücksichtigt.
Beim Legierungsmetall Silber und in noch weit stärkerem Maße bei den teuren Edelmetallen Platin und Palladium würde ein Ignorieren der Legierungsmetalle aber zu unangemessen niedrigen Ankaufpreisen führen. Während Silber in Goldlegierungen jeder Färbung vorkommen kann, sind Platin und Palladium überwiegend in Weißgoldlegierungen vorhanden.
Die edlen Legierungsmetalle sollten vom Goldankäufer erstens quantitativ erfasst und zweitens gesondert vergütet werden. Die quantitative Erfassung erfolgt zum Beispiel mithilfe der Röntgenfluoreszenzanalyse. Bei diesem Verfahren reflektieren alle enthaltenen Metalle die Röntgenstrahlung in einer spezifischen Weise, sodass sich daraus die Zusammensetzung des Schmuckstücks exakt ableiten lässt.
Wer sein Altgold verkaufen möchte, kann zwischen drei Arten von professionellen Ankäufern wählen:
Juweliere und Edelmetallhändler üben letztlich nur die Funktion einer Annahmestelle aus. Sie sammeln das Altgold und leiten es selbst an eine Scheideanstalt weiter. Diese führt dann die Edelmetallscheidung durch. Entsprechend sind bei Scheideanstalten die besseren Ankaufpreise für Altgold zu erwarten.
Die Scheideanstalten verfügen außerdem immer über Geräte für die Röntgenfluoreszenzanalyse oder ein anderes technisches Verfahren, um wertvolle Legierungsmetalle quantitativ zu erfassen. Das ist bei Juwelieren und Händlern nicht immer der Fall.
Scheideanstalten sind jedoch nur beim Verkauf von Altgold erste Wahl, wenn das Goldprodukt keinen über den Materialwert hinausgehenden Marktwert besitzt. Bei einer Scheideanstalt wird immer ein sogenannter Schmelzpreis gezahlt. Dieser Schmelzpreis lässt alle Aspekte außer dem reinen Materialwert außer Acht.
Handelt es sich also um ein besonders altes, seltenes oder kunstvoll gearbeitetes Schmuckstück, kann es durchaus sein, dass ein Juwelier einen über den Materialwert hinausgehenden Aufschlag bezahlt. Er kauft dann kein Altgold als Material an, sondern zahlt einen Objektpreis.
Im Fall von Goldbarren und gängigen Goldmünzen sind Edelmetallhändler die beste erste Anlaufstelle für den Verkauf. Diese Produkte sind in der Regel handelsfähig und können vom Edelmetallhändler einfach weiterverkauft werden. Damit gehören sie streng genommen auch nicht mehr zum Altgold.
Bei Beschädigungen kann es aber vorkommen, dass der Edelmetallhändler nur mit einem gewissen Preisabschlag ankauft. Die Barren oder Münzen gelangen dann als vergünstigte Produkte 2. Wahl wieder in den Handel. In diesen Fällen kann ein Preisvergleich mit den Ankaufkursen der Scheideanstalten sinnvoll sein